Das erste Schachprogramm gab es bereits vor der Erfindung der Computer

Tatsächlich entwickelte der britische Mathematiker Alan Turing schon in den 1940er Jahren einen Papier-Schachcomputer. Später wurde erwiesen, dass die niedergeschriebenen Werke von Turing funktionstüchtig sind.

Schachcomputer, die Schachprogramme ausführen, hatten einen erwartungsgemäß holprigen Start. Die ersten Geräte konnten nicht viel mehr als die Schachregeln und wurden selbst von blutigen Anfängern besiegt. Das änderte sich jedoch in den folgenden Jahrzehnten und 1997 gelang es einem Computer zum ersten Mal gegen einen amtierenden Schachweltmeister zu gewinnen.

Deep Blue Chess Computer

Deep Blue

Dieser Schachcomputer wurde vom IBM entwickelt und Deep Blue getauft. Bereits der Vorgänger, Deep Thought, konnte gegen Schachmeister gewinnen, zum Beispiel 1988 gegen den schottischen Schachmeister David Levy. Doch dem Nachfolger vom amerikanischen IT-Unternehmen gelang etwas nie zuvor dagewesenes. Deep Blue gewann einen kompletten Wettkampf unter Turnierregeln gegen den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow.
Bereits im Jahr zuvor, 1996, duellierten sich die beiden in einem Turnierwettkampf in Philadelphia. Im ersten Aufeinandertreffen triumphierte Kasparow mit 4:2 (Drei Siege, Zwei Remis und eine Niederlage). Die eine Niederlage erlitt der russische Großmeister bereits in der ersten Partie, was die Begegnung medienwirksam vermarktete und nicht nur die Schachwelt in Staunen versetzte.

Im kommenden Jahr, 1997, trafen sie wieder aufeinander. Ermutigt vom kleinen Erfolg im Vorjahr rüstete IBM sein Rechenwunder ordentlich auf. Deep Blue war nun in der Lage 200 Millionen Stellungen in der Sekunde zu berechnen! Kasparow verlor den mit 500.000 US-Dollar dotierten Wettkampf mit 2,5 : 3,5. Die Sensation war perfekt und wurde 2003 sogar in einer Dokumentation festgehalten.

IBM zerlegte das 5 Millionen Dollar Projekt danach in seine Einzelteile und verweigerte Kasparow einen dritten Turnierwettkampf, unter anderem weil er die Macher beschuldigte während der Partien eingegriffen zu haben. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass Deep Blue sich nicht selbst neue Züge beibringen kann. Der Computer ist komplett darauf angewiesen, dass Menschen die Algorithmen festlegen und führt sie lediglich aus. Kasparow war der Meinung er habe im Wettkampf gespürt, dass Deep Blue während der Partien und nicht nur dazwischen neue Abläufe und Ideen entwickelt habe.

Hydra Chess Computer

Hydra Schachcomputer

2004 trat der leistungsstarke Schachcomputer Hydra zum ersten Mal in Erscheinung. Er wurde hauptsächlich von zwei Deutschen, Christopher Lutz und Ulf Lorenz, sowie dem Österreicher Christian Donninger entwickelt. Das auf Linux basierende Programm hat eine Spielstärke von über 3000 Elo-Punkten. Zum Vergleich, der seit 2013 amtierende Schachweltmeister Magnus Carlsen erreichte im Mai 2014 eine Elo-Zahl von 2882 – die höchste Punktzahl aller Zeiten (zuvor gebührte dieser Titel Garri Kasparow mit 2851 Punkten).

Seinen vielleicht beeindruckendsten Sieg feierte Hydra im Juni 2005, als der Engländer Michael Adams, mit einer Elo-Punktzahl jenseits der 2750, deutlich mit 5,5 : 0,5 abgefertigt wurde. In den folgenden Partien gelang es ebenfalls niemanden dem Hochleistungsrechner in einem Turnierwettkampf zu besiegen.